11 Gedanken, die dir (sofort) helfen gelassener mit deinen Mitmenschen umzugehen

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Ich warte auf eine Nachricht, die einfach nicht kommt.

Ein Kunde zahlt seine Rechnung nicht.

Eine Freundin ist schlecht drauf, aber schließt mich aus.

Der Gastwirt motzt mich an.

Die Familie nervt bei der gemeinsamen Feier.

Ein Rentner schimpft mir auf der Straße hinterher.

Meine Anrufe bleiben unbeantwortet.

Die eine Macke meiner Reisebegleitung nervt heute.

Ein Freund sagt etwas, das mich verletzt.

Situationen, in denen meine Laune in den Keller geht, weil ich sie negativ bewerte. Je länger sie andauern, desto tiefer reißen mich meine Gedanken hinunter. Oft brauche ich Stunden, um mich davon zu erholen, manchmal auch Tage. Die Macht negativer Gedanken auf mein Wohlbefinden ist gewaltig.

Wenn Gedanken so mächtig sind, dann muss es doch auch andersherum funktionieren. Was ist, wenn ich umdenke? Ich glaube zwar nicht daran, alles krampfhaft positiv zu sehen. Doch ich glaube daran, einem Gedanken eine neue Perspektive zu geben.

Eine Umdeutung löst nicht alle meine Probleme. Dennoch genügen manche Gedankenspiele, um mich in schwierigen Situationen etwas zu entspannen. Das ist gut für mich, denn es fühlt sich besser an. Aber es ist auch gut für meine Beziehungen, denn so schaukeln sich Emotionen nicht unnötig in die Höhe. Die Chance auf eine schnelle Versöhnung ist größer. Oft ist diese nicht einmal notwendig, da es nur meine Gedanken waren, die aus einer harmlosen Situation ein Problem heraufbeschworen.

In diesem Beitrag möchte ich dir elf Gedanken vorstellen, die mich gelassener machen. Mit Hilfe dieser Ideen kann ich eine negative Situation schneller abhaken oder aber mich darauf besinnen, dass eine Beziehung zu einem Menschen dennoch wichtig und schön ist.

1. Jeder ist ein Hauptdarsteller

Über diesen Gedanken schreibe ich hier nicht zum ersten Mal: Das Leben eines jeden Menschen ist wie ein Film und in diesem Film ist jeder selbst der Hauptdarsteller. Andere Menschen spielen Nebenrollen oder sind Statisten.

Darüber könntest du dich ärgern („Jeder denkt nur an sich!“) oder du erkennst es als Wahrheit an. Auch für dich ist es wahr, sonst bräuchtest du diesen Artikel nicht lesen. Du bist der Star in deinem Film und versuchst irgendwie mit deinen Nebendarstellern zurechtzukommen. Sie machen dir Probleme. Du möchtest gelassener mit ihnen umgehen können. Das ist keine Schande.

Stelle dir das Leben der anderen als ihren eigenen Film vor, in dem sie (natürlich) die Hauptrolle übernehmen. Du spielst eine Nebenrolle. Vielleicht eine wichtige, aber mehr als der Oscar für Best Supporting Actor ist nicht drin. Wehre dich daher nicht gegen diesen Gedanken, sondern akzeptiere ihn.

2. Wenn er es hätte besser machen können, hätte er es besser gemacht

Diesen Gedanken konnte ich so ähnlich einem Artikel bei myMONK entnehmen. Er dient dazu, Selbstvorwürfe zu lindern: Wenn ich es hätte besser machen können, hätte ich es besser gemacht!

Genauso gut kannst du diesen Gedanken bei anderen Menschen anwenden, um auch ihnen keine Vorwürfe zu machen. Niemand enttäuscht dich aus Bosheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach konnte er es in seiner Situation, mit seinen Erfahrungen, unter den gegebenen Umständen und Kapazitäten nicht besser machen.

Vermutlich siehst du scheinbar bessere Lösungen, die sehe ich oft auch. Aber wer sagt, dass meine Lösungen wirklich besser sind und wer sagt, dass der andere sie in seiner Lage überhaupt anwenden könnte?

3. Ich kenne nicht die ganze Wahrheit

Ich kann mir nicht anmaßen, die ganze Wahrheit zu kennen. Trotzdem mache ich es immer wieder. Ich meine, alles komplett zu überblicken und stütze darauf meine (vermeintlich) rationale Meinung. Doch das ist Quatsch. Wahrscheinlich kenne ich nur einen Bruchteil der gesamten Wahrheit und mache mir daraufhin ein eigenes Bild.

Ich kenne nicht die komplette Geschichte des anderen, ich weiß nicht, was ihm heute oder vor Jahren zugestoßen ist, das ihn nun zu seinem Handeln bewegt. Vielleicht ist der schlecht gelaunte Rentner einsam und hat keine Aufgabe im Leben, vielleicht hat der säumige Kunde wirklich kein Geld, vielleicht bleibt die Nachricht aus, weil der Handy-Akku leer ist. Ich sehe nur einen kleinen Teil dessen, was den anderen bewegt.

Sei dir deiner eingeschränkten Wahrnehmung bewusst und entscheide im Zweifel zu Gunsten des anderen.

4. Ich kann nicht wissen, was andere denken

Bildest du dir ein zu wissen, was der andere denkt? Vermutlich liegst du falsch. Weit daneben. Meistens denken Menschen etwas ganz anderes, als ich erwartet hatte. Dessen bin ich mir mittlerweile bewusst. Dennoch stelle ich immer noch Theorien auf und spiele verschiedene Szenarien durch. Mehr als verschwendete Zeit und selbstzerstörerische Gedanken sind dies jedoch nicht. Es kommt sowieso anders.

Mach dir bewusst, dass du keinen blassen Schimmer hast, welche Gedanken anderen Menschen durch den Kopf gehen. Menschen und ihre Gedanken sind viel zu komplex, als dass du sie erraten könntest.

5. Es hat nichts mit mir zu tun

Was andere über mich denken, hat nichts mit mir zu tun. Es sind die Gedanken des anderen, der sich ein Bild von mir macht, das nicht mit der Realität übereinstimmen muss. Ja, es kann nicht mit der Realität übereinstimmen, da mich niemand vollständig kennt.

Tim von myMONK vergleicht die Situation mit dem Bild eines Apfels. Egal, was der Maler mit seinem Bild anstellt, es ändert nichts am Apfel. Der Apfel bleibt wie er ist.

Genauso ist es mit den Gedanken anderer. Sie sagen mehr über den anderen aus als über uns. Zur Vertiefung des Gedankens empfehle ich diesen Artikel von myMONK.

6. Es hat nur mit mir zu tun

„Es hat nichts mit mir zu tun“ können wir auch umdrehen. Wenn wir uns über jemanden ärgern, enttäuscht sind oder anderweitig negativ denken, sagt das mehr über uns aus als über ihn. Schließlich ist es unsere Erwartungshaltung, die für uns zum Problem wird, nicht das Verhalten des anderen.

Vielleicht laden wir dem anderen zu hohe Erwartungen auf. Die möchten wir natürlich erfüllt sehen, um uns gut zu fühlen, aber das kann nicht das Problem des anderen sein. Schließlich möchten wir auch nicht von den Erwartungen anderer erdrückt werden.

7. Will ich recht haben oder glücklich sein?

Im Streit hilft dieser einfache Gedanke: Ist es mir wirklich wichtig, recht zu haben oder möchte ich einfach glücklich sein?

Ich streite nur ungern, denn ich bin lieber glücklich. Deshalb kann ich mich über viele Dinge gar nicht aufregen. Heißt das, ich lasse alles mit mir machen? Ich denke nicht!

Vielmehr verfahre ich nach dem Motto: „Love it, change it or leave it.“ Ich möchte mit einer Situation meinen Frieden machen oder sie verändern oder ich lasse sie hinter mir. Mit lieben Menschen mache ich meinen Frieden, anderen Menschen kehre ich den Rücken und die Dinge, die dazwischen liegen, müssen wir eben gemeinsam verändern. Aber recht haben muss ich nicht.

Es ist nicht immer leicht. Manchmal spüre ich den Frust in mir. Dann könnte ich die Situation eskalieren lassen. Doch anschließend folgt stunden- oder tagelanger Ärger. Schlucke ich meinen Standpunkt herunter, kann ich schon in ein bis zwei Minuten wieder glücklich sein.

8. Wird das in einem Jahr noch wichtig sein?

Wenn ich Ärger herunterschlucke, hilft auch dieser Gedanke: Wird das in einem Jahr noch wichtig sein? Für die meisten Situationen gilt: Nein, danach kräht schon morgen kein Hahn mehr!

Wichtig bleibt es höchstens dann, wenn wir es unnötig aufbauschen und eskalieren lassen. Machen wir es jedoch nicht größer, als es ist, verliert es bald an Bedeutung und wir können wieder glücklich sein.

9. Umarme jemanden (in Gedanken)

Umarmungen heben unsere Stimmung. Sie geben uns das Gefühl, akzeptiert und geliebt zu werden. Genau das, was in Konfliktsituationen fehlt, wenn beide Seiten auf Abstand gehen.

Wenn echte Umarmungen gerade nicht möglich sind, weil die Fronten verhärtet sind oder, weil der räumliche Abstand zu groß ist, umarme deinen Mitmenschen einfach in Gedanken. Umarme ihn innig, mit all seinen Macken, Sorgen und Problemen. Lasst euch in deinen Gedanken gemeinsam fallen.

Nach einer solchen Umarmung kannst du jemandem kaum noch böse sein und fühlst dich automatisch selbst aufgefangen.

10. Jede Sorge hat ihre Daseinsberechtigung

Manchmal ist es frustrierend, an einen Menschen nicht heranzukommen, der für mich nicht nachvollziehbare Sorgen hat oder einfach schlecht drauf ist. Manche Probleme oder Ängste kann ich nicht nachempfinden, weil ich in meinem Leben andere Erfahrungen gemacht habe und ein anderer Mensch bin.

Aber ich kann mir vorstellen, dass diese Sorgen real sind und sich für diesen Menschen deshalb intensiv anfühlen. Da hilft dann kein „ist doch nicht so schlimm“ und schon gar nicht brauche ich mit den noch größeren Problemen anderer Menschen argumentieren. Persönliches Leid lässt sich nicht vergleichen. Wenn jemand leidet, leidet er – egal, ob ich die Ursachen nachvollziehen kann oder nicht.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf kannst du versuchen deinem Mitmenschen aus der Situation herauszuhelfen anstatt die Bedeutung der Sorgen herunterzuspielen.

11. Reise in eine fiktive Zukunft

Einen spannenden Gedanken las ich kürzlich bei Raptitude. Die dort empfohlene Übung dient dazu, deine Mitmenschen mehr zu schätzen. Nicht nur in schlechten Zeiten, sondern auch dann wenn alles gut ist.

Wenn du das nächste Mal mit einem lieben Menschen zusammen bist, zoome dich für einen kurzen Moment aus der Situation heraus. Schau dir euch beide von oben an und stelle dir die Situation als bloße Erinnerung vor. Du bist jetzt in einer fiktiven Zukunft und erinnerst dich an diesen Menschen, der in der Zukunft nicht mehr in deinem Leben ist.

Vermutlich wirst du sofort eine Sehnsucht nach diesem Menschen spüren. Sobald du ihn vermisst, zoome wieder in die echte Situation hinein und freue dich darüber, dass der Mensch noch Teil deines Lebens ist.

Diese elf Gedanken helfen mir im Moment größter Anspannung, mir etwas von dem Druck zu nehmen. Ich kann für einen Moment durchatmen und positiver in die Zukunft blicken. Bei der nächsten Begegnung wird es leichter, sich nicht im Groll zu treffen, sondern freundlich oder sogar liebevoll miteinander umzugehen.

Konflikte mit mir unbekannten Menschen, wie dem grantigen Rentner oder dem motzenden Wirt, kann ich so innerhalb weniger Minuten hinter mir lassen, denn ich weiß, deren Laune kann unmöglich etwas mit mir zu tun haben.

Vielleicht kannst du dich auch auf einige dieser Gedanken einlassen. Wichtig sind sie nicht jetzt, wenn du sie unbeschwert liest, sondern wenn du beim nächsten Mal etwas mehr Empathie für deine Mitmenschen vertragen könntest. Hole die Liste dann wieder hervor und wende einige der Gedanken an. Es lohnt sich.


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Foto: Girl on grass von Shutterstock

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