Warum du aufhören kannst, nach dem Sinn zu suchen

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„Muss denn immer alles einen Sinn ergeben?“

Ich hatte diesen einen Satz. Dann wusste ich nicht weiter.

Seit Jahren suchte ich nach dem Sinn in meinem Tun. Manchmal glaubte ich, ihn gefunden zu haben, doch dann kam er mir wieder abhanden. Es war nie mehr als ein Strohfeuerchen. Und jetzt wollte ich die Sinnsuche an sich infrage stellen?

Ich wusste jedoch noch nicht, worauf ich hinaus wollte. Es blieb bei diesem einen Satz, bis ich ihn Jasmin zeigte. Sie pflanzte mir einen Gedanken ein, der hängen blieb. Seitdem wirkt meine Sinnsucherei geradezu lächerlich. Ich habe die ganze Zeit das Falsche gesucht!

Aber lass uns von vorn beginnen.

Mein Weg vom Ehrgeiz zur Bedeutung

In meinen Zwanzigern packte mich der Ehrgeiz. Ich arbeitete in einem Startup und hatte richtig Spaß dabei. Eine Reihe junger Menschen, die gerade mal das Studium hinter sich hatten, oder noch mittendrin steckten, drehten am großen Rad. Manchmal sah ich mich im Großraumbüro um und freute mich, dass wir alle zusammen an einer Sache arbeiteten. Die Sache selbst war mir dabei egal.

Nach dem Feierabend machte ich zu Hause weiter, denn ich hatte aus Interesse längst begonnen, eigene Websites zu erstellen, mit denen ich bald gutes Geld verdiente. An den meisten Abenden saß ich daran noch drei oder vier Stunden. Am Wochenende ging es weiter. Arbeit war mein Standardmodus und das fand ich völlig in Ordnung. Ich hätte nicht gewusst, was ich sonst machen sollte.

Damals faszinierten mich die Möglichkeiten, die das Internet bot. Ich hatte ein Näschen dafür, wie sich Geld verdienen ließ. Online Marketing war zu jenem Zeitpunkt genau mein Ding. Ich musste nur einigermaßen clever und ambitioniert sein, dann kam das Geld von allein. Womit ich es verdiente, spielte für mich keine Rolle. Das klingt heute merkwürdig, aber damals war das normal. In der Branche der Online Marketer ging es nur um Klicks und Kohle. Klar, dass das nicht ewig gut gehen konnte. Irgendwann merkte auch der Letzte, dass Klicks nicht so viel Kohle wert waren. Doch bis dahin gab ich Gas und hatte wenig Verständnis für Menschen, die trotz aller Möglichkeiten nicht genauso motiviert arbeiteten.

Nach anderthalb Jahren als Feierabendarbeiter ging ich den nächsten Schritt, indem ich eine Agentur gründete. Dafür gab es zwei Gründe: Ich konnte absehen, dass es mir nicht gut tun würde, allein zu Hause zu arbeiten und eine Agentur würde besser skalierbar sein als meine Solo-Projekte. Wenn man erst mal 20 Mitarbeiter hat, redet man von ganz anderen Dimensionen. Dass das in der Praxis oft anders aussieht, wusste ich damals noch nicht.

Als meine Zwanziger sich der Zielgerade näherten, kam alles anders. Ich verließ mein Unternehmen und reiste um die Welt. Als sich diese Wendung abzeichnete gab ich noch einmal richtig Gas und zog einige Websites hoch, die mir ein solides Einkommen sichern sollten. Ein paar davon laufen heute noch. Aber die Motivation ließ bald nach. Als ich unterwegs war und mir die Welt offen stand, konnte ich mich immer weniger fürs Online Marketing begeistern. Arbeitete ich in meinen Zwanzigern noch freiwillig 60 bis 80 Stunden pro Woche, wurde es nun immer weniger. Ich hinterfragte zunehmend die Qualität und den Nutzen meiner Arbeit und je mehr ich mich damit quälte, desto weniger Zeit wollte ich noch für die Altlasten aufbringen. Es war (und ist) wie eine Blockade in meinem Kopf.

Heute arbeite ich weit weniger und denke anders. Wenn Privates und Arbeit miteinander konkurrieren, muss die Arbeit meist hintan stehen. Wenn nach dem Privatvergnügen noch Zeit ist, kann ich was arbeiten. Ich bin nicht mehr ein Getriebener des Geldes. Allerdings treibt mich nun etwas anderes: quälende Sinnfragen.

Warum die Sinnfragen kommen

“Am Anfang schuf Gott die Erde, und Er schaute sie an in seiner kosmischen Einsamkeit.

Und Gott sagte: „Lasst Uns lebende Kreaturen aus Lehm machen, sodass der Lehm sehen kann, was Wir getan haben.“

Und Gott schuf alle lebenden Kreaturen, die sich bewegen, und eine davon war der Mensch. Und nur der Lehm, der Mensch war, konnte sprechen. Gott lehnte sich herab, als der Lehm als Mensch sich aufsetzte, umschaute und zu reden begann.

„Was ist der Sinn von all dem?“, fragte er höflich.

„Muss denn alles einen Sinn haben?“, fragte Gott.

„Selbstverständlich!“, sagte der Mensch.

„Dann überlasse ich es Dir, für all dies einen Sinn zu finden“, sagte Gott. Und Er wandte sich und ging.“

Zitat aus „Cats Cradle“ von Kurt Vonnegut (wiederentdeckt in „Wir können auch anders“)

Mein persönlicher Wandel vom Ehrgeiz zur Bedeutsamkeit dürfte nicht ungewöhnlich sein. Vor einigen Monaten fragten wir in einer Umfrage nach den größten Herausforderungen unserer Leser. Die meist genannte Antwort (47 Prozent): Sinnsuche.

Viele Menschen fragen sich: „Wer bin ich? Warum bin ich hier? Wie kann ich meinen Anteil leisten, damit diese Welt ein besserer Ort wird? Oder: Wie kann ich glücklich sein?“

Man muss sich nicht zwingend Sinnfragen stellen, aber wenn man erst einmal damit anfängt, kommt man kaum mehr von ihnen los. Ich vermute, diese Fragen hat es schon immer gegeben. Nur hatten die meisten Menschen keine Zeit für diesen Luxus. Sie waren damit beschäftigt, ihre Grundbedürfnisse nach Essen, einem Dach über dem Kopf und Sicherheit zu erfüllen. In den letzten Jahrzehnten wurde das Leben diesbezüglich entspannter, aber da gab es immer noch Familien, die durchgebracht werden mussten. Die Kinder sollten im Zweifel noch bis in ihre eigenen Zwanziger unterstützt werden. Erst danach war Zeit für die Midlife-Crisis.

Als ich vor Jahren über eine Sinnkrise schrieb, rieten mir einige Leser: „Wart’s mal ab, spätestens wenn du Kinder hast, fragst du nicht mehr nach dem Sinn.“ Aber geben Kinder einem Leben wirklich Sinn? So recht einleuchten wollte es mir nicht. Es war sowieso egal, denn ich hatte und habe keine Kinder. Auch andere Menschen gründen ihre Familien heute deutlich später. So bleibt mehr Zeit, sich mit Daseinsfragen zu quälen.

Für gewöhnlich treten Sinnkrisen dann auf, wenn das bisherige Lebenskonzept aus den Fugen gerät. Bei mir geschah das, als ich meine Agenturkarriere beendete und auf Weltreise ging. Es bedarf jedoch nicht unbedingt eines so großen Umbruchs. Die heutige Arbeitswelt ist flexibel geworden. Kaum jemand bleibt noch Jahrzehnte in einem Unternehmen. Wir sind immer wieder Veränderungen unterworfen und führen sie oft auch selbst herbei, indem wir den Job wechseln, die Welt bereisen oder Blogger werden. Mit den unbegrenzten Möglichkeiten kommt erst die Qual der Wahl und dann die Sinnfragen.

Ich glaube, dass häufiger Menschen betroffen sind, die geistig arbeiten und den ganzen Tag nur Gedanken in einen Computer eintippen – wie ich. Sie sind entkoppelt von dem Ergebnis ihrer Arbeit, denn dieses lässt sich nicht anfassen oder vorzeigen. Welch einen Sinn soll es ergeben, wenn sie Powerpoint-Präsentationen und Excel-Tabellen füllen? Marketer sind vielleicht besonders anfällig, denn irgendwann fragen sie sich, wer den ganzen Krempel eigentlich brauchen soll, den sie vermarkten. Mir ging es so. Ich half Unternehmen, mehr Zeug zu verkaufen, indem ich ihre Produkte im Internet besser auffindbar machte. Dabei verdrängt nur ein Unternehmen das andere. Der Krempel ist genau der Gleiche. Aber wozu?

Nicht nur der Job begünstigt Sinnkrisen. Menschen mit hohen Ansprüchen an das Leben und an sich selbst quälen sich häufig mit solchen Fragen, da die Realität mit ihren Erwartungen nicht mithalten kann. Der ständige Vergleich mit anderen Menschen treibt die Erwartungshaltung zusätzlich in astronomische Höhen und natürlich war es nie leichter als heute sich zu vergleichen. Blogs, Facebook und Instagram zeigen, was noch alles geht, während man selbst nur auf dem Sofa herumlümmelt und von der Schokolade nascht.

Ein schwaches Selbstwertgefühl verstärkt diesen Prozess noch weiter. Menschen, für die es nicht ins eigene Selbstbild passt, gut genug und liebenswert zu sein, suchen ihre Bestätigung woanders. Davon kann ich ein Lied singen. An manchen Tagen denke ich, irgendwie rechtfertigen zu müssen, auf der Welt zu sein. Dann frage ich mich: Was habe ich zu bieten? Was hat die Welt von mir? Wie kann ich ihr mehr geben, um mein Dasein zu begründen?

Als die Fragerei nach der Weltreise begann, beruhigte ich mich zuerst mit meinem Reiseblog und mit introvertiert.org. Immerhin erhielt ich oft die Rückmeldung, dass diese Blogs sehr nützlich seien. Aber das nutzte sich ab und irgendwann waren meine Themen auserzählt. Dann starteten wir Healthy Habits und ich dachte: Das ist es! Das gibt mir Sinn!

Aber in schwachen Momenten kommen die Fragen wieder zurück. Dann fällt mir nichts mehr ein, worüber ich schreiben könnte. Alles erscheint nutzlos. Warum soll ich noch mehr Texte schreiben, die schnell in Vergessenheit geraten? Und überhaupt: Bloggen, pff! Ich hätte mal lieber Ingenieur oder Arzt werden oder in die Wissenschaft gehen sollen. Doch ich musste ja BWL studieren und jetzt kann ich nichts. Ich muss mich doch nützlicher machen, als ein paar Texte zu schreiben.

Das sind die schlechten Tage.

Zum Glück gibt es deutlich mehr gute. Dann kann ich besser damit leben „nur“ zu schreiben. Ich mach’s ja gerne und habe die Zeit dafür. Also nutze ich diese Voraussetzungen und lasse andere an meinen Erfahrungen teilhaben. Irgendwem hilft’s bestimmt.

„Wir kommen nicht auf die Welt, um Antworten zu finden, sondern um Fragen zu stellen.“ – aus „Der Trafikant“

Im Grunde ist es egal, welche Rationalisierung ich mir einfallen lasse. Die Sinnfragen kommen ohnehin zurück, denn es gibt nicht die eine Antwort. Ich glaube nicht an Berufung oder eine Leidenschaft, die man nur finden müsse. Vermutlich wird jede Frage nach dem Sinn für immer unbeantwortet bleiben, denn es ist die falsche Frage.

Was steckt wirklich hinter Sinnfragen?

Vordergründig möchte ich mein Leben für etwas Sinnvolles einsetzen. Doch in den letzten Monaten musste ich mich ehrlich fragen: Wenn ich das wirklich will, warum mache ich es dann nicht? Ich habe dafür doch alle Voraussetzungen.

Schon vor Jahren suchte ich nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit, um etwas mehr mit mir anzufangen. Doch ich fand nicht das Richtige. Neulich landete ich zufällig wieder auf einer dieser Websites für freiwillige Helfer. Ich klickte mich durch die Angebote, aber nach zwanzig Minuten hatte ich genug. Für mich war mal wieder nichts dabei. Zumindest nichts, was meine Sinnfragen lösen konnte.

“Everybody wants to save the world but nobody wants to help mom with the dishes.“ – Patrick Jake O’Rourke

Da wusste ich bereits, dass ehrenamtliche Aufgaben nicht grundsätzlich glücklich machen, denn ich hatte es schon versucht. Als sich Leipzig nach und nach mit Flüchtlingen füllte, war Hilfe nötig geworden. Beinahe vor meiner Haustür öffnete eine Spendensammelstelle. Da konnte ich mich nicht mehr herausreden. Mein Hilfsangebot war in erster Linie eigennützig. Ich wollte mich nützlich machen, um mal wieder mein Dasein zu rechtfertigen. Ich ging davon aus, mich anschließend wichtig zu fühlen. Doch schon am ersten Tag war klar: daraus wird nichts.

Nach Stunden des Kleidungsortierens und Kistenschleppens fühlte sich alles sinnlos an: Warum sortiere ich alles von einer Kiste in die nächste? Wird das ganze Zeug wirklich gebraucht? Wer soll den Plunder noch anziehen, den die Leipziger nach zwanzig Jahren aus ihren Schränken ausmisten, um sich auch ein bisschen besser zu fühlen? Trotzdem ging ich noch ein paar Mal hin. Es war nun Arbeit und Pflichterfüllung, doch von der Beantwortung meiner Sinnfragen konnte keine Rede sein.

Mittlerweile glaube ich, dass ich mit meiner Sinnsuche auf dem Holzweg war. Egal, wie viele Blogs ich starte, Bücher ich schreibe, Kleidung ich sortiere oder, ob ich ich meinen Beruf wechsle – früher oder später stoße ich auf die gleichen Fragen. Würde ich weitersuchen, machte mich das nur unglücklich. Denn hinter dem Wunsch nach einer sinnvollen Aufgabe steckt etwas anderes. Es ist nicht unser Handeln selbst, das wir als sinnvoll erleben. Sinnvoll wird es erst durch die Reaktion anderer Menschen. Wenn denen egal ist, was ich leiste, bleibt alles sinnlos. Loben und bewundern sie mich, erhält mein Handeln eine Bedeutung. Ich brauchte eine Weile, doch dann erkannte ich in meiner Sinnsuche das eigentliche Motiv: Es war eine Suche nach Anerkennung.

Nachdem Jasmin mir diesen Gedanken eingepflanzt hatte, ging es mir besser. Nicht nur, dass ich ein Thema für diesen Artikel hatte. Ich war auch erleichtert, dass ich nicht einem großen Sinn, meiner Berufung oder einer Rechtfertigung für mein Dasein hinterherrennen muss. Ich will eigentlich nur, dass mir jemand zeigt: „Du bist gut so, wie du bist.“

Fehlende Anerkennung ist ein zentrales Thema für die meisten unzufriedenen Angestellten. Zwar wird laut Arbeitsvertrag nur Leistung gegen Geld getauscht, doch was Menschen wirklich brauchen ist Anerkennung. Sie wollen geschätzt werden für ihren Beitrag, den sie im Team und für das Unternehmen leisten. Sie wollen spüren: Was du tust, ist wichtig! Wer sich unwichtig fühlt, beginnt zu grübeln und überlegt, ob er in dieser Welt woanders einen größeren Beitrag leisten kann.

In der Selbständigkeit ist das nicht unbedingt anders. Auch hier wird Leistung gegen Geld getauscht. Kunden spenden nicht immer Anerkennung, sondern sehen ihren Beitrag mit der bezahlten Rechnung abgegolten. Für uns als Internetunternehmer kommt hinzu, dass das Umfeld wenig Verständnis für den Online-Job aufbringt. Wenn ich von Websites oder vom Bloggen erzähle, ernte ich oft ungläubige Fragen: „Und davon kann man leben?“ Diese Kommentare sind unschuldig und nicht böse gemeint. Dennoch transportieren sie auch immer eine Botschaft: Das ist doch nichts wert. Wer soll dafür bezahlen?

Als Blogger erhalten wir Anerkennung von unseren Lesern, in Form von E-Mails, Kommentaren und Likes. Aber sie nutzt sich schnell ab. War ein Text erfolgreich, steigen unsere Erwartungen für den nächsten. Bleiben die Likes aus, sind wir enttäuscht.

Like = Du bist so geil!

Die Anerkennungstheorie erklärt übrigens auch zwei andere Dinge, die ich bereits angesprochen habe: Eltern stellen sich weniger Sinnfragen, weil ein Kind viel Anerkennung spendet (manchmal kann es das nur nicht so zeigen). Das Kind ist abhängig von seinen Eltern. Es braucht sie. Es zeigt ihnen: Ihr seid wichtig!

Auch bei der Kleidersammelstelle fehlte die Anerkennung. Ich ging hin, sortierte, und ging wieder nach Hause. Meine Mitsortierter waren Menschen, die sowieso ständig helfen, für die war es normal. Freunden habe ich es kaum erzählt, um nicht anzugeben. Und natürlich: Die Menschen, für die ich da sortiert habe, bekam ich nie zu Gesicht. Sie klopften mir deshalb nicht dankbar auf die Schulter.

Wie lösen wir uns von den großen Sinnfragen?

Was bedeutet das nun für uns, wenn wir von Sinnfragen gequält werden? Ich habe für mich in den letzten Wochen drei Lösungswege erkannt. Rückblickend betrachtet wende ich sie teilweise schon länger an.

1. Frage dich, wessen Anerkennung du möchtest

Man muss nicht gleich die Welt retten, damit andere Menschen unser Handeln anerkennen. Als ich über das Leben von Hundertjährigen las, stellte ich fest, dass sie alle eine Aufgabe haben, die sie morgens aus dem Bett treibt. Sie helfen anderen Menschen, aber keiner der in dem Buch erwähnten Hundertjährigen engagiert sich für den Klimaschutz, bohrt Brunnen in Afrika oder bekämpft den Welthunger. Sie bleiben in ihren Gemeinden und helfen dort im Kleinen. Dafür erhalten sie die Anerkennung des Dorfs.

Ich möchte auch nicht die Welt retten. Zwar nahm ich es mir vor, habe mich aber nie ernsthaft darum bemüht, weil sich nichts richtig anfühlte. Wenn ich ehrlich bin, ist mir die große weite Welt nicht so wichtig. Ich gestehe es mir ungern ein, aber es ist die Wahrheit. Wenn ich zufrieden sein will, darf ich mir nichts vormachen. Sonst suche ich immer nach etwas, das ich gar nicht haben will.

Bei meiner Arbeit merke ich, was sich für mich am besten anfühlt: Wenn sie meinen Freunden und Bekannten gefällt. Menschen, die mich nicht nur aus dem Internet kennen. Manchmal erfahre ich, dass sie sich untereinander mit den Themen auseinandersetzen, über die wir hier schreiben. Mir geht das Herz auf, wenn sie sagen: „Darüber haben wir noch lange diskutiert.“ 

Du kannst selbstverständlich anders empfinden. Vielleicht möchtest du dich für die größeren Themen engagieren. Egal, ob es dabei um Anerkennung geht oder nicht. Du solltest dich nur fragen, ob es das ist, was du wirklich möchtest oder ob du es dir aus einem Pflichtgefühl heraus einredest. Möglicherweise liegt dein Sinn genau vor deiner Nase. Wenn du das nächste Mal zweifelst, frage dich, wessen Zuspruch dir am meisten bedeutet. Vielleicht sind es deine Freunde und deine Familie – jene Menschen, die dir nahe stehen und deren Werte du teilst. An diesen Werten kannst du dich orientieren, anstatt auf Dinge zu schielen, die ganz andere Menschen für erstrebenswert halten.

2. Erkenne dich selbst an

Eingangs habe ich es bereits geschrieben: Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl neigen eher zu Sinnkrisen. Da sie sich selbst nicht anerkennen, suchen sie umso mehr Anerkennung von außen. Nun erlangt man ein gutes Selbstwertgefühl nicht über Nacht. Vielleicht erlangt man es auch nie, da die Basis bereits früh im Leben gelegt wird und später schwer veränderlich ist. Aber wenn ich dir einen Tipp geben kann, dann diesen: Mach Dinge, bei denen du dich selbst magst. Zur Erläuterung dieser „Idee“ empfehle ich diesen Artikel.

Anders geht’s nicht. Wenn du jeden Abend und jedes Wochenende vor dem Fernseher auf dem Sofa verbringst und dich dafür anschließend selbst hasst, entsteht kein Selbstwertgefühl. Wie sollst du dich dafür selbst anerkennen? Mach Dinge, zu denen du dich überwinden musst, aber für die du dir anschließend selbst auf die Schulter klopfst. Mach aus diesen Dingen Routinen, die fest in deinem Leben verankert sind, denn du weißt ja: Sinnkrisen entstehen dann, wenn das eigene Lebenskonzept aus den Fugen gerät.

Für mich funktioniert das ganz gut. Wenn ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe, mit mir und meinem Tag etwas anzufangen weiß und mich um mein Wohlbefinden kümmere, sinniere ich nicht ständig darüber, was ich für diese Welt noch tun muss. Ich muss die Welt nicht retten. Es genügt schon, mich selbst zu retten.

3. Lass den Gedanken los

Wir haften an dem Gedanken an, dass wir für andere wichtig zu sein haben. Davon werden wir nie ganz wegkommen, denn Anerkennung ist unser Treibstoff. Dennoch ist es nur ein Gedanke, den wir oft überhöhen. Mit etwas gutem Willen können wir ihn zumindest zeitweilig loslassen.

Wenn du das nächste Mal nach einem Sinn suchst oder dir Anerkennung fehlt, akzeptiere, dass nicht immer alles so zu sein hat, wie du es dir im Kopf ausmalst. Mit dem Loslassen kommt die Gelassenheit und vielleicht kannst du dann sogar darüber schmunzeln:

„Ach, ich schon wieder mit meiner Sinnsuche!“


PS: Meine besondere Anerkennung gilt heute (und auch sonst) Jasmin. Nicht zum ersten Mal hat sie aus einem meiner gequälten Ideen einen Gedanken geformt, der mich gelassener machte und diesen Text ermöglichte.

Passend zum Thema solltest du folgenden Artikel lesen: Warum wir es anderen recht machen und uns selbst damit schaden

Foto: Mann sitzt im Sonnenuntergang von Shutterstock

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