Wie man mit Babyschritten zum Meister der Veränderung wird

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Wie isst man am besten einen Elefanten?

Stück für Stück!

Ich möchte nicht zum großen Elefantenfressen aufrufen, aber dieser bekannte Spruch veranschaulicht gut, wie man anspruchsvolle Ziele erreichen kann. Doch anstatt ihren Elefanten Stück für Stück zu essen, reagieren Menschen im Angesicht einer überwältigenden Aufgabe häufig mit einer der folgenden beiden Verhaltensweisen:

  1. Sie fühlen sich gelähmt und rühren den Elefanten gar nicht erst an (gut für den Elefanten).
  2. Sie versuchen sich das Tier auf einmal in den Mund zu schieben. Weil das nicht funktioniert, geben sie frustriert auf.

Ich kenne beide Reaktionen. Mein Elefant war lange Zeit mein Übergewicht. Ich war so schwer, dass es utopisch schien, jemals ein normales Gewicht zu erreichen. Ganz oder gar nicht war meine Devise und über Jahre entschied ich mich für gar nicht, weil ich gelähmt war. Zweimal in meinem Leben setzte ich auf ganz und gab mir eine Diät mit der Brechstange. Die erste endete im Jo-Jo-Effekt. Anschließend war ich schwerer als vorher. Die zweite entwickelte sich ähnlich, bevor ich die Brechstange beiseite legte und nachhaltig kleine Veränderungen durchführte, die in der Summe einen großen Effekt zeigten.

Auch in anderen Bereichen meines Lebens steckte ich mir bis vor drei Jahren große Ziele. Ich wollte ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen, dann vielleicht noch eines, viel Geld verdienen usw. Heute frage ich mich: Warum den großen Zielen hinterherrennen, die ich erst nach vielen Jahren erfüllen kann (wenn überhaupt) und die Belohnung auf später verschieben?

Am besten fahre ich, wenn ich nicht weit vorausplane, sondern mich jeden Tag ein bisschen verändere. James Altucher rechnet in seinem Podcast immer wieder vor, was passiert, wenn wir uns täglich nur um ein Prozent verbessern: Am Ende des Jahres sind wir 38 Mal besser als am Anfang. Das tägliche Prozent verzinst sich mit Zinseszins und wird zu etwas Großem.

Seit drei Jahren lebe ich überwiegend nach der 1-Prozent-Regel. Jeden Tag gehe ich einen kleinen Schritt. Ich lese, ich schreibe, ich probiere aus, ich lerne, ich springe über meinen Schatten. Ich mache nie große Sprünge, aber im Nachhinein habe ich trotzdem eine Menge erreicht. Im Folgenden findest du meine Errungenschaften der letzten drei Jahre. Nichts davon hatte ich von langer Hand geplant. Sie sind die Folge täglicher Babyschritte.

Meine Errungenschaften der letzten drei Jahre

  • 17 Länder bereist
  • Jeweils einige Wochen in Kapstadt und Tallinn gelebt
  • Pilgerwanderung durch italienische Provinz
  • Linksverkehr bewältigt
  • Drei Motorradtouren gemacht (ohne Motorradführerschein)
  • Aus 100 Metern abgeseilt (mit Höhenangst)
  • Jerry Seinfeld live gesehen (mein Comedy-Idol seit 17 Jahren)
  • Zwei Würgeschlangen um den Hals gehängt
  • Einen der größten deutschsprachigen Reiseblogs aufgebaut
  • Texte geschrieben, die Menschen helfen
  • Mehrere Bücher und eBooks veröffentlicht (> 10.000 Stück verkauft)
  • Autorenvertrag mit einem Verlag unterschrieben
  • Kann vom Schreiben leben
  • Habe Aufgaben, die mir Spaß machen und mir wichtig sind
  • Renne nicht mehr dem Geld hinterher
  • Gute Work-Life-Balance gefunden
  • Im Fernsehen gewesen
  • Zweimal im Radio gewesen
  • Dreimal auf Spiegel Online verlinkt worden
  • Story im impulse-Gründermagazin
  • In etlichen regionalen Tageszeitungen gewesen
  • Auf einer Konferenz gesprochen
  • Meine Firma verkauft
  • 150+ Bücher gelesen
  • Ein wesentliches Persönlichkeitsmerkmal aufgearbeitet (Introversion)
  • Ein bisschen Spanisch gelernt
  • Hilfsbereiter geworden
  • Mein Gewicht stabilisiert
  • Körperkraft deutlich verbessert
  • Sportliche Balance gefunden
  • Die Grundlagen des Kochens gelernt
  • Freunde zum Essen eingeladen
  • Bedeutung von Heimat erkannt
  • Richtig schöne Wohnung gefunden
  • Zweimal Geburtstag gefeiert
  • Gute Freundschaften aufgebaut
  • Eine sehr enge Freundschaft gewonnen
  • Bin offener geworden
  • Selbstwertgefühl verbessert
  • Ein paar Dates gehabt

Meine Babyschritte

Als ich diese Liste aufschrieb, war ich selbst überrascht, dass mir so viel einfiel. Alles für sich genommen fühlte sich nicht außergewöhnlich an, aber in der Summe kann ich doch zufrieden damit sein, wie sich mein Leben in den letzten Jahren entwickelt hat. Gerade, wenn ich wieder einmal an mir selbst zweifle, tut es gut, mir meine Errungenschaften vor Augen zu halten.

Erreicht habe ich sie mit vielen Babyschritten. Einige davon möchte ich exemplarisch herausstellen, sodass du dir ein Bild davon machen kannst, wie aus kleinen Schritten etwas Großes wird:

  • 10.000 Bücher und eBooks verkauft: Ich hatte nie das Ziel, viele Bücher zu schreiben. Ich wollte lediglich ein kurzes eBook über Thailand veröffentlichen und mal schauen, ob das jemand kauft. Im ersten Monat fand ich acht Käufer und verdiente gerade einmal 22,80 Euro. Das ist nicht viel. Aber mittlerweile habe ich 15 Bücher und eBooks veröffentlicht. Manche kurz, manche lang. Einige erfolgreich, andere nicht so sehr. In der Summe über 10.000 Mal verkauft.
  • Ich kann vom Schreiben leben: Ich lebe direkt durch die Bücher sowie indirekt durch Produktempfehlungen in meinen Blogs. Dabei gab es nicht den einen Moment, an dem alles durch die Decke ging. Nach sechs Monaten hatte ich mit meinem Reiseblog noch nichts verdient, bald wurden es ein paar Hundert Euro, irgendwann ein paar Tausend. Mit Healthy Habits sind wir nach elf Monaten auf einem guten Weg, aber noch weit entfernt, von diesem Projekt leben zu können. Es dauert lange und es ist viel Arbeit: Wir essen unseren Elefanten Stück für Stück.
  • 150+ Bücher gelesen: Die vielen Bücher haben zu meiner Entwicklung beigetragen. Durch sie fühle ich mich oft besser, lerne dazu, komme auf neue Ideen. 150 Bücher klingt viel, aber es ist nur ein Buch pro Woche. Etwa 40 Seiten jeden Tag. Das ist überschaubar.
  • Ich habe mein Körpergewicht stabilisiert: Ein stabiles Gewicht kannte ich bis vor einem Jahr nicht. Viele kleine Veränderungen führten dazu, dass ich mich heute gesund und fit fühle: Ich habe meinen Zuckerkonsum zurückgefahren, begonnen echtes Essen zu kochen und über einige Umwege eine sportliche Balance gefunden, die mir nicht schwerfällt und die wirkt.

So könnte ich die Liste weiter durchgehen. Jede Errungenschaft ist die Folge vieler Babyschritte, von denen keiner außergewöhnlich schwer war.

Trotzdem habe ich auch heute noch meine Elefanten, vor denen ich manchmal wie gelähmt dasitze. Es mag eine langwierige Aufgabe sein, die ich vor mir herschiebe oder die Suche nach einer Partnerin, die an machen Tagen unschaffbar wirkt. Dennoch konnte ich die Lähmung bislang immer wieder abschütteln und geduldige kleine Schritte gehen. Schließlich möchte ich mich mit meinen Zielen nicht selbst überwältigen, sondern eine Balance aus Veränderung und Beständigkeit finden. Ich verbessere mich jeden Tag um höchstens ein Prozent. Das reicht. Große Dinge werden kommen.


Foto: Elefant am Wasserloch von Shutterstock

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