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Das Auge sagte eines Tages:
„Ich sehe hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg. Ist er nicht wunderschön?“
Das Ohr lauschte und sagte nach einer Weile:
„Aber wo ist ein Berg? Ich höre keinen.“
Darauf sagte die Hand:
„Ich versuche vergeblich ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg.“
Die Nase sagte:
„Ich rieche nichts. Da ist kein Berg.“
Da wandte sich das Auge in eine andere Richtung.
Die anderen diskutierten weiter über diese merkwürdige Täuschung und kamen zu dem Schluß:
„Mit dem Auge stimmt etwas nicht.“
aus „Der Narr“ von Kahlil Gibran
Diese Geschichte erinnert mich daran, wie es vielen Hochsensiblen (HSPs) ergeht. Sie nehmen mehr wahr als weniger sensible Menschen bzw. verarbeiten Reize mit mehr Tiefe. Sie spüren z. B. die Sorgen anderer Menschen, die Spannung in der Luft oder den unterschwelligen Lärmpegel in einem Raum. Diese Gabe stößt nicht immer auf Verständnis. Daher sind die feinen Antennen kein leichtes Los.
Die Geschichte lässt aber noch weitere Interpretationen zu. Ohr, Nase, Hand und Auge könnten auch einem einzigen Menschen gehören. Auch dann erinnert mich die Erzählung an ein typisch-hochsensibles Phänomen: Viele HSPs glauben ihrer Wahrnehmung nicht mehr, weil sie ihnen ausgeredet wurde. Sie sind verunsichert und misstrauen sich selbst. Während sich ihre Sinne uneins sind, denken sie: „Ich spüre etwas, aber ich sehe es nicht. Es kann nicht stimmen.“
Über HSPs und ihre Wahrnehmung
Die außerordentliche Wahrnehmung ist eine der HSP-Vorzeige-Eigenschaften. Beispielsweise registrieren wir HSPs, dass dem Wellensittich das neue Futter schwer im Magen liegt, die Freundin ihre Strähnen mit einer anderen Folientechnik hat färben lassen und die Nachbarin im ersten Monat schwanger ist. (Okay, leicht übertrieben, aber ich habe tatsächlich von einem Jungen gehört, der eine Schwangere darauf ansprach, bevor sie es selbst wusste.)[quote align=“right“ color=“#5d9c22″]Ach du schon wieder![/quote]Unsere Super-Antennen machen uns besonders, aber manchmal auch einsam, z. B. wenn wir uns bei Reizüberflutung zurückziehen oder wir fühlen, was andere nicht fühlen. Die anderen – das sind immerhin ca. 80 Prozent der Bevölkerung.
Bei ihnen bleiben im Vergleich zu uns mehr Reize im Gedanken-Partikel-Filter hängen: der Lärm, die Enge, der Schweißgeruch, das Gequengel, die Blicke, das Brummen, die Schwüle, die Anspannung anderer Menschen. Kein Wunder, dass wir mit unserer Wahrnehmung manchmal allein dastehen.
Mit dir stimmt doch irgendetwas nicht.
„Was du schon wieder hast!“ oder „Das bildest du dir ein!“ Vielleicht haben wir uns diese Reaktion selbst eingebrockt. Schließlich nehmen wir jeden Tag Tausende von Dingen wahr und wollen sie besprechen.
Da wären z. B. unsere neuesten körperlichen Veränderungen („War der Leberfleck schon immer da?“), Beobachtungen am Arbeitsplatz („Die haben komisch geguckt, weil ich eher gegangen bin.“) oder Neues aus der Kategorie Zwischenmenschliches („Hast du gemerkt, wie sauer er auf dich war?“).
Auch ich registriere jeden Tag zig Details, die ich einordnen und auswerten möchte: was ich gelesen und erlebt habe, welcher Gedanke mir kam, wer wie geguckt hat, wer was gesagt hat uvm. Ab und an quillt mein Kopf über davon, sodass ich gern mal den Hauptstecker ziehen würde. Den habe ich allerdings bis heute nicht gefunden. (In Ansätzen habe ich darüber in der Bedienungsanleitung für ängstliche Freundinnen geschrieben.)[quote align=“right“ color=“#5d9c22″]Das bildest du dir doch nur ein.[/quote]
Mein Partner ist zum Glück tolerant und belastbar. Andere Menschen können mit solchen Sperenzchen weniger anfangen, bezweifeln meine Beobachtungen oder versuchen sie mir auszureden. Typische Aussagen sind: „Das war bestimmt nicht so“, „Das liegt an dir“ oder ganz direkt „Deine Wahrnehmung ist falsch“.
Was ist schon richtig oder falsch?
Kein Mensch hat immer Recht. Auch wir HSPs liegen manchmal völlig daneben, denn wir sind selbstverständlich weder allwissend, noch unfehlbar. Ein Beispiel: Wenn wir die kritischen Blicke einer Person spüren, sind wir überzeugt: „Sie mag mich nicht.“ Dabei kann sie uns vielleicht nur schwer einschätzen und hält lieber etwas Abstand. Es muss keine Abneigung sein. In diesem Fall ist nicht unsere Wahrnehmung falsch (die kritischen Blicke), sondern die Interpretation (Abneigung).
Deine Wahrnehmung ist falsch.
Wir liegen also nicht immer richtig, obwohl es keine falsche Wahrnehmung gibt. Wahrnehmung passiert nun mal. Sie ist individuell und ungefiltert. Es ist sinnlos sie zu bewerten oder in Schubladen zu stecken. Leider tun das manche Menschen – aus Angst, Reflex oder Gewohnheit.
Sie reden manchen HSPs so lange Zweifel ein, dass diese ins Wanken geraten. Sie trauen sich selbst nicht mehr. Sie glauben falsch zu liegen, falsch zu denken, falsch oder ein bisschen durchgedreht zu sein. Dann distanzieren sie sich von sich selbst und sagen Dinge wie: „Ich spinne mal wieder.“ oder „Wahrscheinlich rede ich mir das alles nur ein.“ Früher oder später nagt so etwas am Selbstwertgefühl.
Wenn du das Auge bist
Wahrscheinlich bist du im Alltag oft das Auge und hast Nase, Ohr und Hand gegen dich. Falls dich das manchmal unzufrieden oder wütend macht, kann ich dir die folgenden Techniken für Gelassenheit empfehlen:
- Atme tief durch. (Das vergesse ich meistens, aber vielen hilft es. Daher soll der Punkt nicht fehlen.)
- Lass den Anspruch los, deinen Gegenüber überzeugen zu wollen. Es wird dir helfen ruhig zu bleiben.
- Bleib gedanklich bei dir selbst. Konzentriere dich auf dich.
- Erinnere dich daran, dass deine Wahrnehmung nicht falsch sein kann. Nur deine Interpretation kann der Realität widersprechen.
- Zermartere dich nicht mit Sätzen wie „Ich spinne“.
Übrigens: Es hat Vorteile, nicht die gleichen Dinge wahrzunehmen. Stell dir vor, dein Partner hätte die gleichen Antennen wie du. Dann würdet ihr ähnlich viel wahrnehmen und euch vielleicht gegenseitig hochschaukeln. Deshalb kann es ein Vorteil sein, wenn nur ein Partner viel spürt, obwohl Gemeinsamkeiten natürlich auch angenehm und gemütlich sind.
Abschließend möchte ich dir ans Herz legen: Lass dir nicht einreden, dass etwas mit dir nicht stimmt. Niemand hat das Recht so auf dir herumzutrampeln. Bei solchen Aussagen brauchst du jedenfalls nicht so gut zuzuhören, wie du es für gewöhnlich tust.
Mehr Artikel über Hochsensibilität und weitere inspirierende (kostenlose) Geschichten für Hochsensible findest du hier:
Foto: Mann beim Sonnenaufgang von Shutterstock
Hi Jasmin,
ich finde es toll, dass ihr das Thema Hochsensibilität zu einem eurer Schwerpunkte auf der Seite gemacht habt. Anhand der großen Resonanz, die ihr bekommt, kann man erkennen, dass das Thema Hochsensibilität viele Menschen interessiert und es noch einige gibt, die sich unverstanden (oder verkehrt) fühlen.
Mit solchen Artikeln wie dem vorliegenden hilfst du mit, Vorurteile und Selbstzweifel abzubauen. Gerade das Thema Wahrnehmung ist so ein heikler Punkt bei uns HSP, auch bei mir. Wir haben regelrecht verlernt, unserer (feinen) Wahrnehmung zu vertrauen, weil sie uns so oft abgeredet wurde („Was du schon wieder denkst, spürst, siehst etc“.)
Sehr schön und wichtig fand ich, dass du gleichzeitig darauf hingewiesen hast, dass auch wir HSP mit unserer Wahrnehmung falsch liegen können, oder uns zu viele Gedanken darüber machen („dieser kritische Blick“). Oftmals kann dahinter auch eine Selbstwertproblematik liegen, was ja nicht weiter verwunderlich ist, wenn man jahrelang als zu empfindlich oder gar nicht richtig bezeichnet wurde. Ich plädiere immer wieder dafür, sehr genau hinzuschauen, was eine alte Verletzung oder Kränkung ist, und was aus unserer hochsensiblen Veranlagung kommt. Und sich mti BEIDEN auseinanderzusetzen bzw. sie ganz anzunehmen.
Letztlich geht es um Mutmachen und Selbstvertrauen wecken, was du immer wieder schön mit deinen Artikeln über das Thema machst. Ich mache das auch in meinem Buch „Der sanfte Krieger“, ein Mutgeber – gerade für hochsensible Männer -, weil ich glaube (und so schon rückgemeldet bekommen habe) dass dieser Mut bei uns sensiblen Männern noch etwas wichtiger ist (wegen den kulturellen Prägungen & Männerbildern in unserer Gesellschaft).
Weiterhin viel Erfolg und tolle Hochsensibel-Artikel.
Liebe Grüße
Oliver
Hallo Jasmin, vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel… Hochsensibilität ist für die „anderen“ eine Gabe und für die Hochsensiblen selbst wird es oft wie ein Fluch erlebt, richtig? Ich glaube, dass es zusätzlich zur Liste im Artikel noch eine weitere „Linderung“ gibt, nämlich Kunst… wenn man selbst etwas malt, sich die Zeit dafür nimmt, kann man die intensivere Wahrnehmung „kanalisieren“ und sich daran später noch erfreuen… man kann auch Kunst mit sich „in die Welt der Überreizung nehmen“… heute ist es technisch möglich, schöne Kunst für die Seele auf dem Smartphone auch unterwegs zu betrachten… und nicht zuletzt hilft vielleicht auch Meditation und das Erlernen von Fokussierung des Geistes… Ich lade Dich gerne in mein Atelier und unser Meditations-Haus ein, um es mal auszuprobieren… Lass uns ein Experiment machen :-)
ich danke dir so sehr.
seit gestern habe ich für alles eine erklärung gefunden!
ich bin bereits fast 17 jahre alt und hatte immer nur die eine frage im kopf „Was is mit dir falsch?“
in letzter zeit habe ich einen ziemlichen tief punkt erreicht,… als ich mir im internet rat suchen wollte um irgendwie alles mal geordnet zu bekommen bin ich plötzlich auf deine seite gestoßen und ich ratterte die zeilen so runter …. ich habe mich in SO ! vielen sachen wieder gefunden…. ich habe endlich eine erklärung wieso ich über meine gedanken nachdenke und wieso mich“normalen“ ‚menschen langweilen . ich habe mich immer gefragt ob die „anderen“ dumm sind weil sie über nichts nachdenken? ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. mir persönlich schwirren so viele sachen im kopf rum aber spreche ich mit jemanden gucken die mich verwundert an weil sie garnicht dieses vorstellungsg vermögen oder dieses extrem weite denken haben…
mein bester freund yannick…. er is der einzige mensch der alles versteht was ich ihm erzähle erkläre oder sage, wir sind beide 16 und denken über sagen nach was niemand in unserem alter tun würde … über den sinn des leben, über die ganze welt einfach über alles und jeden. außerdem haben wir (das is jetzt keine übertreibung! das is real) täglich bestimmt 50 momente in denen wir über die selben sachen nachdenken , einer von uns beiden sprichst es dann aus und der andere sagt „hey daran habe ich auch gedacht oder das wollte ich auch ansprechen“ das soll jetzt nicht heißen das das auch zur higher sensitivität gehört … aber normal is das keinesfalls.
ich habe seit gestern eine ganz andere sicht zu meinem leben. ich weiß endlich das ich „normal“ bin nur halt etwas speziell…. die letzte zeit war wirklich kaum noch auszuhalten ich war einen tag so am ende das ich überlegt habe meinen eltern zu sagen sie sollen mir bitte für 2-3 wochen in eine andere stadt in ne klinik bringen weil mir alles zu viel wurde , meine gedanken das mit mir was nicht stimme… die momente wenn man so extrem tiefgründig nach erklärungen für alles sucht aber sich selbst nur verrrüclt macht und sich einredet man würde wie gesagt krank….
ich kannte hochsensibiöität bis gestern NICHT ich habe NIE zuvor davon gehört. genau wie vom meta denken das man über seine gedanken nachdenkt selbst kleine sachen regelt und man sich teilweise zu „voll“ und ehrlich gesagt manchmal zu SCHLAU vorkommt ….. man vertieft sich in so viele teilweise irrelevante sachen. ich schaue meinen lehrer an und frage mich wie sein zuhause aussieht… ich frage mich wie er wohl früher aussah …ich habe das in deinem artikel ebenfalls gelesen über diese „weitsicht“ das man viel intensiver und tiefer weiter denkt obwohl das doch total irrelevant is ob meine lehrerin 2 söhne oder doch vlt 1 sohn und eine tochter hat? ch habe mich wirklich sooooo lange gefragt was los is und bin so unwnelfich froh das es garnichts schlimmes is…
wenn ich drüber nachdenke über wie viele sachen ich über menschen nachdenken tuhe … ich habe ein sehr gutes menschen kenntnisse …das haben ich und auch andere gemerkt … ich sehe ihnen an wie es ihn geht… ich spüre schlechte stimmungen ich erkenne an verhaltensweisen wenn was nicht okay is, ich merke sofort wen man mich anlügt oder sonst was … da bin ich relativ froh drüber wobei sowas auch wiederum scheisse is weil man eben wie soll ich das erklären…. weil man einfach Alles aufnimmt und drüber grübelt?
jetzt weiß ich endlich das ich einfach ne kleine gabe aber zugleich auch n fluch in mir habe ….
ich sehe es keinesfalls negativ denn so ein“ langweiliges „leben als „normaler“ mensch ich weiß nich wie ich mir das vorstellen soll, wie denken die? (soll keines falls gehässig sein aber ich frage mich wirklich oft wie die „anderen“ so leben … ob die sich auch gedanken über alles mögliche machen oder sachen spüren riechen fühlen?
anderseits denke ich mir …. währe auch mal schön wenn man einfach mal nicht alles mit bekommen würde … ich sehe nicht so gut dafür höre und rieche ich wie ein fuchs…
ich bin wieder so voll mit meinen gedanken weil diese seite hier grad mein leben verändert hat, seit gestern denke ich wieder etwas positiver , ich möchte lernen mit mir umzugehen denn ich stresse mich viel zu sehr und das geht schon viel zu lange so … ich werde mir jetzt bücher in der bücherei holen und mich schlau lesen wie ich besser mit mir umgehen kann denn wie die HP’S ja alle wissen is das alles manchmal seeeehr belastend…
danke dir für alles ^^
Liebe Jessica,
wow, ich weiß gar nicht so richtig, was ich darauf antworten soll. Es ehrt mich total, dass der Artikel so viel bei dir bewirkt hat. Ich hoffe, dass du auch aus den anderen HSP-Artikeln (siehe Hochsensibilität – Ressourcen von HSPs für HSPs) so viel ziehen kannst. Ich wünsche dir alles Gute auf dem Weg, den du jetzt einschlägst. Auf jeden Fall ist es sicher sehr beruhigend für dich, zu wissen, dass du nicht allein bist. Dieses Ziel hatte der Artikel. Lass von dir lesen!
Viele Grüße
Jasmin
Ich muss auch sagen, dass mir oft die Frage gestellt habe: Was ist mit mir falsch????
Ich bin aber erst vor einigen Monaten zum Ergebnis gekommen, dass nichts mit mir falsch ist, sondern ich einfach nur anderes denke, als mein Gegenüber. Ich schraube, aber auch meine Erwartungen herunter. Ich sag mir oft, dass nur weil ich bestimmte Sachen fühle oder sehe, dieses mein Gegenüber nicht ebenfalls so sieht oder fühlt. Seit ich mir dies öfters vor Augen führe, geht es mir deutlich besser. Es gelingt mir nicht immer, aber ich arbeite täglich an mir. Damit ich mich besser verstehe, haben mir einige eurer Artikel geholfen.
Hallo an alle,
Danke für die vielen Beschreibungen. Ich bin auch immer wieder geschwankt zwischen Selbstsicherheit (wenn ich ja wusste, ich habe das erlebt, oder gefühlt oder gesehen) und totaler Zweifel, wenn ich dann immer von Freunden oder vorallem Ärzten höre: Das kann nicht sein. Freunde sind – denke ich mitlwereile – einfach überfordert mit unserer Wahrnehmung. Manchen macht es sogar „Angst“ .. Denn wer kann sich schon an ganze Dialoge von vor 10 Jahren erinnern? So passierte es mir oft. Heute versuche ich die Stärken hervorzuheben.
Bei meiner Lebensmittel Unverträglichkeit oder extrem sensiblen Unverträglichkeit von Medikamenten… da höre ich so oft… das kann nicht sein, das bildest du dir ein, messbar ist slle im grünen Bereich…..
Hilft nur nichts, wenn ich meinen Körper so stark mit Reaktionen spüre…und Das redet mit keiner mehr aus!
Seit ich auch noch zum Rauchen aufgehört habe und kaum Zucker esse, rieche und schmecke ich auch noch 1000x mehr als alle um mich rum.
Letztes mal war mir sogar schwindelig und kurze Zeit später hat mein Feuermelder angeschlagen, weil vor Hitze der Kamin ausgedampft hat.
Oder ich weiß einfach, mein Gegenüber Schwindel mich jetzt an oder verdreht die Wahrheit. Im Nachhinein haben sich schon so viele Situationen aufgelöst, oft Jahre später, und ich: Wusste ich doch gleich!
An alle lieben HSPler: glaubt an euch und eure Sinne.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich mich im Kindergarten (ich bin inzwischen 45) schon innerlich von (allen) anderen Kindern abgegrenzt habe – ich habe mich einfach anders gefühlt. Ich hatte irgendwie eine Art Sonderstatus im Sozialgefüge der Gruppe. In meinem letzten Kindergartenjahr habe ich mich sogar für alle verantwortlich gefühlt.
Über viele Jahre hatte ich Glück und war ein Teil einer Gemeinde und Gemeinschaft. Das hat dazu geführt, dass ich nicht einsam wurde. Ich war einfach Teil der Gemeinschaft, auch wenn ich mich immer etwas anders gefühlt habe. Und dazu kommt natürlich der Zweifel, ob denn nicht in Wirklichkeit doch alle so viel wahrnehmen. Und nur anders (gefühlt natürlich besser) damit umgehen. Denn dass ich das kann, viel wahrnehmen, daran gab es nie ernsthafte Zweifel. „Ich bin ein Detail–Gucker“ habe ich immer gesagt. Und meine Umgebung von mir. (Was häufig als sehr anstrengend und manchmal mäkelig oder zu kritisch angesehen wurde. Ich kann auch schlecht damit hinterm Berg halten. Denn ich nehme es erst mal bloß war und verbinde damit gar keine WErtung. Kommt häufig aber als Wertung an.)
Der beruflich bedingte Umzug meines Mannes hat leider dazu geführt, dass ich nun auf einem Dort wohne – und hier fühle ich mich einfach nur einsam. Auch wenn es für mich nach wie vor wichtig ist, Zeit und Ruhe für mich zu finden, hier ist es „zu viel anders-sein“. Das bringt mich in die seltsame Situation, dass ich mich manchmal nach einer sehr städtischen, trubeligen Umgebung sehne, um allerdings kurz danach wieder festzustellen, dass es zu viel ist. Zu laut, zu bunt, zu wirr. Aber mit dem Vorteil der größeren „Entspanntheit“, die Stadt oft mit sich bringt. Die (zumindest mir) das Gefühl vermitteln kann, Du darfst sein, wie Du bist. Egal ob das grüne Haare, pinke Schuhe oder eine andere Wahrnehmung ist.
Ich habe einen HSP-Test gemacht und bei eigentlich jeder Frage „ja, sehr“ angegeben. Und dann kommt dieser Moment, in dem ich denke, aber das muss doch so sein? Ist das denn nicht eigentlich bei jedem so? Die anderen können damit nur besser umgehen als ich? Die Auswertung sprach von „unzweifelhaft HSP“. Gibt es einen Zusammenhang von Autismus und HSP? Mir sind in der Vergangenheit, zwar vereinzelt, dafür aber mit Nachdruck, autistische Züge zugesprochen worden. Aufgrund der Wahrnehmung von Dingen und der Neigung, diese Wahrnehmung auch zu äußern (was ja nicht immer gut ankommt, auch wenn sie wertfrei gemeint ist.). Das hat mich sehr verunsichert. HSP wäre vielleicht ein freundlicherer Name für dieses Phänomen…
Hallo Dagmar, danke für deinen Kommentar. Vieles, was du beschreibst, habe ich schon von ganz vielen HSPs gehört. Ich empfehle zum Thema Abgrenzung zu Autismus das Buch „Hochsensibel – was tun?“ von S. Harke. Sie betrachtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, auch zum Thema ADHS, weil es wohl viele Verwechslungen in diesem Bereich gibt.
Ich wünsche dir alles Gute!
Jasmin