9 Gedanken, um deine Probleme mit anderen Augen zu sehen

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Was sind die wichtigsten Probleme der Deutschen? Glaubt man Umfragen, sind es Einwanderung, Bildung,  Renten und Krankenversicherung. In Österreich liegen noch Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung auf den vorderen Plätzen.

Aber sind wir mal ehrlich: die wenigsten von uns wälzen sich abends im Bett, weil sie sich um Staatschulden sorgen. Ich jedenfalls nicht, meine Freunde auch nicht. Es sind alltäglichere Probleme, die sie und mich oft beschäftigen: das kaputte Handydisplay, die lauten Nachbarn, die Nebenkostenabrechnung, der verlorene Schlüssel oder ein Missgeschick im Job.

Die meisten Probleme sind temporär und keinesfalls lebensbedrohlich – manchmal irrational und nichtig in den Augen anderer. Doch auch ein kleines Problem ist eins, wenn es sich so anfühlt.

Was mir hilft, sind Gedanken, die meine Probleme ins rechte Licht rücken. Die Denkweisen, die sich für Patrick und mich als nützlich erwiesen haben, möchte ich heute mit dir teilen. Wie auch in der Anleitung für Gelassenheit werden sich manche gut in dein Denken einfügen. Mit anderen kannst du vielleicht nichts anfangen. Sieh diese Gedanken als Inspiration dafür, deine Probleme als das zu erkennen, was sie sind: nämlich das, was du daraus machst.

Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten erscheint es lächerlich, in der zweiten wird es bekämpft, und in der dritten gilt es als selbstverständlich. (Arthur Schopenhauer)

1. Wird das in einem Jahr noch wichtig sein?

Stell dir vor, du ziehst um. Du bist sowieso schon gestresst und stellst mittendrin fest, dass deine Schlüssel weg sind. Du suchst überall, aber sie tauchen nicht auf. Gestohlen. In den paar Minuten, als die leere Wohnung unbewacht war.

So ging es mir vor anderthalb Jahren. Ich war völlig durch den Wind und sicher, dass dies das Schlimmste sei, was mir in dem Jahr passieren könne. Alles sah ich auf mich zukommen: die erbosten Vermieter in der alten und neuen Stadt (natürlich waren alle Schlüssel an einem Bund gewesen) , utopische Rechnungen für Schlösseraustausch (natürlich mit Schließsystemen) und den Stress mit der Versicherung.

Die Frage “Wird das in einem Jahr noch wichtig sein?” hilft die langfristigen Folgen einzuschätzen. Meistens sind diese gering, denn die Mehrzahl der alltäglichen Ärgernisse ist innerhalb kurzer Zeit Schnee von gestern. Wir erinnern uns in einem Jahr wahrscheinlich nicht einmal mehr daran, was jemand gesagt, getan oder verbrochen hat.

Die Schlüsselangelegenheit war ein Jahr später längst erledigt und ging glimpflich für mich aus. Hätte ich mich damals zeitlich distanzieren können, wären mir einige schlaflose Nächte erspart geblieben.

2. In 100 Jahren leben andere Menschen

Ein jeder Mensch sollte wissen, daß alle kleinen Vorfälle, welche dieses vorübergehende Leben beunruhigen können, sich in der Ewigkeit verlieren. (Voltaire)

Wenn ein Jahr nicht reicht, kannst du gedanklich noch weiter in die Zukunft gehen und dich daran erinnern, dass in 100 Jahren andere Menschen leben werden. Alles, was dich heute beschäftigt, ist vergänglich.

Gegenüber anderen Menschen verschafft dir das vielleicht ein bisschen Gelassenheit: Sowohl dein Gegenüber als auch du werden in 100 Jahren die Radieschen von unten ansehen. Es lohnt sich daher, die bis dahin verbleibende Zeit für andere Dinge zu nutzen, als sich zu ärgern.

3. Probleme sind oft (nur) unerfüllte Erwartungen

Kein Übel ist so groß wie die Angst davor. (Seneca)

Seit Adam Fletchers Buch „Wir können auch anders“ hat sich die folgende Gleichung in mein Gedächtnis eingebrannt:

Glück = Realität – Erwartungen

Probleme sind dabei oft (nur) unerfüllte Erwartungen. Versuche deshalb deine Erwartungen möglichst gering zu halten.

4. Nichts währt ewig: Positives wie Negatives

Wir machen regelmäßig einen großen Denkfehler: wir gehen davon aus, dass unsere Situation ewig währt oder zumindest sehr lange anhält. Sowohl an unserem Hochgefühl als auch an einem Tief halten wir daher gedanklich fest. Depressive vergessen regelrecht, dass es auch wieder bergauf geht (siehe „Amnesia of depression„).

Ein Teil der (Problem-) Lösung steckt darin, mit einem Auf und Ab zu rechnen und nicht immer wieder zu glauben, dass ab jetzt alles nur noch gut oder schlecht wird. Diesen Gedanken habe ich vor einigen Monaten in diesem Artikel beschrieben.

5. Das Leben muss nicht fair sein

Auch diesen Gedanke habe ich von Adam Fletcher: Niemand hat jemals behauptet bzw. garantiert, dass das Leben fair sei. Beispielsweise entscheidet das Glück, ob wir auf dieser Seite der Erde in einem Krankenhaus oder am anderen Ende der Welt in einem Slum geboren werden. So unfair das ist, wir können daran wenig ändern.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter gehen.

Wenn auch desillusionierend, finde ich diesen Gedanken hilfreich, da er meine Erwartungen steuert. Wenn ich meine Erwartungshaltung auf unfair oder höchstens neutral einstelle, wird jedes Selbstmitleid überflüssig.

6. Das Leben ist kein Notfall

Früher fühlte sich meine Arbeit manchmal wie ein einziger Notfall an. Jeden Tag gab es akute, riesige Probleme, die ich sofort lösen wollte bzw. musste. Irgendwann war ich im Dauerstressmodus und konnte mir nicht mehr vorstellen, dass viele dieser Probleme

  • nicht meine,
  • nicht so gravierend,
  • nicht so dringend waren.

Oder anders gesagt: Bei den meisten von uns geht es nicht um Menschenleben. Auch wenn das nach einem Totschlagargument klingt, hilft es trotzdem, um sich innerlich etwas zu beruhigen – auch wenn ich mir zu viel vornehme und in Stress verfalle.

7. Trenne zwischen deinen und fremden Problemen

Als hochsensible Person neige ich dazu, die Sorgen und Probleme anderer Menschen aufzuschnappen bzw. mich davon anstecken zu lassen. Dann beschäftigen mich Themen, die eigentlich nichts mit mir zu tun haben.

Es spart Kräfte, wenn wir zwischen unseren und fremden Problemen unterscheiden lernen. Mitfühlen – ja. Mitleiden – nein. Es geht dabei um einen gesunden Egoismus, den ich in diesem Beitrag beschrieben habe.

8. Was ist wirklich wichtig?

Viele Probleme wären nicht so gravierend, wenn wir unsere Prioritäten immer im Blick hätten: das (ausbleibende) Weihnachtsgeld ist nicht so wichtig wie Freizeit mit Freunden und der Familie. Eine Erkältung ist halb so wild, wenn wir sonst halbwegs gesund sind. Wie schlimm ist ein Knöllchen, wenn wir keine ernsthaften Finanzprobleme haben?

9. Probleme sind Möglichkeiten

Dies ist der wohl schwierigste Gedanke: Probleme sind Möglichkeiten oder Herausforderungen, an denen du wachsen kannst. Wenn du es schaffst, deine Einstellung zu Problemen zu ändern, wirst du die Widrigkeiten des Lebens mit anderen Augen sehen.

Auch gegenüber schwierigen Personen empfahl mir mal jemand, sie als Arschengel zu sehen: jemand, den es nur gibt, damit ich meine Lektion lernen kann (mehr dazu in der Anleitung zur Gelassenheit).


Wenn du mehr zum Umgang mit Problemen wissen möchtest, empfehle ich dir folgende Bücher:

Foto: Mann und Frau auf der Straße von Shutterstock

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